Extertal - Bizarre Schluchten

Eine tiefe Klamm, wie sie die Natur in den Alpen gefornt hat, sucht man in Norddeutschland vergebens. Eifrigen Mitgliedern einer örtlichen Umwelt- und Naturschutzgruppe ist es zu verdanken, dass gleich zwei bemerkenswerte Schluchten samt Wasserfällen und unzähligen Eiszeit-Findlingen durch einen etwa sechs Kilometer langen Pfad im Extertal (Kreis Lippe) erschlossen worden sind. Mit ein wenig Orientierungssinn lässt sich der Ausflug noch um rund fünf Kilometer erweitern, herrliche Panoramen inbegriffen. Weil aber der „Patensteig" zum Teil über schmale Trampelpfade, und aus Bruchsteinen angelegte Treppen führt, sind Trittsicherheit und feste Schuhe wichtig. Für die Mitnahme der Kinderkarre ist die Tour völlig ungeeignet; abenteuerlustige Sprösslinge aber dürften ihre helle Freude haben.
Der „Patensteig" bei Almena (Gemeinde Extertal) ist bislang in kaum einer Wanderkarte verzeichnet. Unter der Rubrik „Ausflugsziele" von www.lipperland.de aber findet sich ein Link zu einer Kartenskizze. Eine Übersicht ist außerdem mit der Broschüre „Wegbegleiter" des Naturparks Teutoburger Wald/Eggegebirge - Felix-Fechenbach-Straße 5, 32756 Detmold, Telefon (05231) 627944— erhältlich. Beides genügt dank der ansonsten zuverlässigen Markierung. Die vorgeschlagene Ergänzung ist in der Landschaft mit dem Hinweis „A 3" ausgezeichnet. Ansonsten hilft die Wanderkarte „Nordlippisches Bergland" der nordrhein-westfälischen Landesvermessung (im Buchhandel erhältlich).
Der Einstieg zum „Patensteig" erfolgt an einem winzigen Parkplatz. Dazu biegt man von der Landstraße in Höhe des Almenaer Ortsteils Fütig nach links in Richtung Meierberg ab und erreicht die Ausbuchtung nach wenigen Metern. Schon weisen Schilder auf das Wanderereignis hin, denen man konsequent folgen sollte. Einen steinernen Rastplatz gibt es auch. Doch die Neugier auf die Gersiekschlucht überwiegt. An Findlingen vorbei, wird die „Feenquelle" erreicht, die die ihr nachgesagte Heilkraft beim Münzwerfen beweisen könnte. Dicke Efeuarme ranken sich um Bäume; man klettert auf Leitern über Weidezäune, und die Gegend scheint mit Zauberei behaftet, wie ein „Hexenstein" und ein „verheilter Findling" glauben machen.
Wenn man nun wieder die Straße quert, ist ein Entscheidung fällig: Nach links geht der „Patensteig" direkt weiter, nach rechts aber gelangt man von der Einmündung „im Siels" zu einem Bauernhof, überquert diesen durch eine Toreinfahrt und links am Wohnnhaus vorbei und gelangt durch die Feldmark auf den Wanderweg A3, dem in südöstlicher Richtung nach Drömschen hinein zu folgen ist. Am Ende des Ortes geht es wieder nach links und durch Wiemke sowie an einem Sportplatz vorbei bald weiter auf breitem Fahrweg zu einem Abzweig mit dem Hinweis Patensteig. Diesem folgt man nun quer durch die Feldmark und nahe an Windkraftanlagen vorbei. An einer Einmündung wählen wir weiter den "Hinweg" und gelangen allmählich zur zweiten Schlucht. Schon von der alten Steinbrücke aus sieht man das Wasser des Rickbachs über Kaskaden plätschern. Später im Jahr, wenn die Bäche ausgetrocknet sind, wird dieses Schauspiel ebenso wenig zu sehen sein wie zuvor an den Wasserfällen der Gersiekschlucht. Deshalb sollte man sich für diese Tour nach einer Regenperiode entscheiden.
Nun geht es wieder hinaus in die Feldmark; an der schon bekannten Einmündung muss jetzt natürlich dem „Rückweg" gefolgt werden. Dieser führt an dem aufgegebenen Anwesen Hilkerberg vorbei. Ein letzter kleiner Wasserfall ist im Hilkersiek zu sehen. Bald darauf lohnt ein wenn auch etwas waghalsiger Blick in einen Steinbruch: Hier wurde „Katzengold" abgebaut, ein Schwefelkies. Mit den schnurrenden Haustieren hat die Bezeichnung nichts zu tun: Das Wort geht auf „Ketzer" zurück.    (Bernd Althammer)


Mit dem Auto auf der A2 (Abfahrt Bad Eilsen-West), der 883 und B238 über Rinteln ins Extertal bis Almena-Fütig. Mit der Bahn über Elze nach Rinteln und weiter mit Bus 801; an Wochenenden ist eine zeitgerechte Anreise nicht möglich.