Deister - Ziegenbuche, Köllnischfeld, Tempsstein - 14 km

Wo einst auf uralten Wegen Händler, Sälzer und Soldaten über den Deister zogen, weil es im Tal noch keine komfortablen Straßen gab, sind heute Wanderer unterwegs. Eine reizvolle Tour bietet sich nördlich von Bad Münder an. Natürlich ist eine Karte im Gepäck, wie zum Beispiel das von der niedersächischen Landesvermessung herausgegebene Blatt „Deister" (im Buchhandel erhältlich) oder die hübsche großformatige Karte „Wandern in und um Bad Münder", die die Kurstadt gegen einen kleinen Obolus vertreibt (GeTour, Hannoversche Straße 14 A, Telefon 0 50 42 / 92 98 04). Vielleicht sollte sich im Rucksack auch noch ein Stück Schulkreide und ein Fernglas befinden. Start für die etwa 14 Kilometer lange Strecke ist am Berggasthaus Ziegenbuche, in dem man nach der Rückkehr einkehren kann (täglich außer montags ab 10Uhr).
Vom alten Baum der dem Lokal seinen Namen gab, ist heute nichts mehr zu sehen Aber gleich in der Nahe weist ein Schild auf das erste Etappenziel hin Köllnischfeld. Dorthin führt der Weg durch den Wald eigentlich immer geradeaus. Unterwegs trägt er den Namen des früheren Heimatforschers Karl Piepho. Noch bekannter aber die uralte Verbindung als „Münder Heerstraße". Hier rumpelten einst die Salzfuhren von den Pfannen im Tal über den Berg
zu den Abnehmerrn im Calenberger Land.
Heute liegen die wenigen Häuser von Köllnischfeld ganz verschwiegen mitten im Wald Zwar führt von Springe ein Sträßchen herauf, aber es ist hier oben stiller geworden, seit die traditionsreiche Waldgaststätte im ehemaligen Forsthaus ihre Pforten schloss. Schon lange schützt ein hoher Zaun den jetzigen Lebens- und Arbeitsbereich eines bekannten Künstlers. Deshalb wird die Tour gleich fortgsetzt. Es geht ein paar Schritte zurück und an der Weggabelung an der eine Süntelbuche steht in westlicher Richtung in den Schmeergrund. Auf dem Wegweiser steht Nienstedt. Zwei weiße Balken markieren einen Fernwanderweg der von Bennigsen nach Lauenau führt.
Wenn im Schmeergrund in einer Rechtskurve links ein erster großer Abzweig auftaucht, könnte man den schiefen Stein neben dem Schlagbaum doch glatt übersehen. Dabei handelt es sich um einen wichtigen Grenzpunkt von 1602. Nun konnte das Kreidestuck helfen um zwei eingemeißelte Löwen zu entdecken. Es ist das Hoheitszeichen des Herrscherhauses: Braunschweig-Wolfenbüttel, dessen Besitzungen in jener Zeit bis an den Deister reichten. Auf der Rückseite markiert die Wolfsangel das Gebiet des damals zu Schaumburg gehörenden Amtes Lauenau.
Von hier aus geht es auf unmarkiertem jedoch breitem Weg hinauf auf den Taubenberg. Bald wird ein kleiner Platz mit einem Findling gestreift, der an einen Jäger erinnert. Nach etwa 400 Metern zweigt in spitzem Winkel nach links ein nicht in den Karten verzeichneter Waldweg ab. Dieser führt etwa 300 Meter bis zu einer Wildfütterungsstelle. Kurz davor befindet sich rechts nur, ein kleines Stück abseits zwischen jungen Buchen der älteste Kreuzstein der Region. Das 2,20 Meter hohe Monument erinnert an den Tod von Junker Wettberg. An einem Januartag 1583 setzte „de ungluckliche Bohm" dem jungen Leben ein Ende. Die Rückseite des Junker- oder Wettbergsteins zeigt das gesplitterte Holz. Auf der Vorderseite ist eine Inschrift in gotischen Kurrentbuchstaben eingehauen. Auch hier könnte die Kreide wieder eine Hilfe sein.
Zurück auf dem ursprünglichen Weg, führt dieser bald steil bergab, durch eine Senke und zunächst am Waldrand entlang und dann hinaus aufs freie Feld. Geradezu atemberaubend ist an klaren Tagen die Aussicht über Deister und Süntel. Rechts unten im Tal blinkt das Forsthaus Hemschehausen. Ganz bewusst hat der hiesige Wanderverein deshalb an der T-Kreuzung auch eine Bank aufgestellt. Von hier aus setzt sich nach links der mit XR bezeichnete Roswitha-Weg fort, immer durch die Feldmark und manchmal ein Stück am Waldrand entlang zurück zum Ausgangspunkt.
Das Panorama verlockt zum ständigen Stehenbleiben und Staunen. Oder zum nochmaligen Rasten - vielleicht am Tempsstein, der zur Erinnerung an die zehn Söhne einer Nettelreder Familie aufgestellt worden ist. Die jungen Leute suchten um 1900 ihr Heil als Auswanderer in Amerika. Mindestens einer der Brüder hatte Erfolg: Er bedachte Vereine und Kirche seines Heimatdorfes mit Spenden und sorgte aus der Ferne lange Zeit regelmäßig für Freibier bei Festen. (Bernd Althammer)

Mit der Bahn bis Bad Münder und an Werktagen (auch sonnabends) weiter mit dem Bus 15 bis Ziegenbuche (Auskünfte über www.oeffis.de). Sonntags ist die Anreise vom Bahnhof zur Ziegenbuche höchstens mit einem Taxi möglich. Mit dem Auto über die B 217 weiter in Richtung Bad Münder sowie in Richtung Lauenau auf der B 442. An der ersten Abfahrt rechts abbiegen (Hinweis Kliniken). Pakplätze direkt an der Ziegenbuche.

Route in GPSies ansehen