Deister - Völksen, Dreikantiger Stein, Rauchglaskegel - 12 km

Zum Rauchglaskegel im Deister

Wo der Wald des Deisters den östlichen Zipfel bildet, ragt mitten zwischen den Bäumen ein mächtiger steinerner Kegel empor. Ein Zaun versperrt aus Sicherheitsgründen den Zutritt zu diesem Industriedenkmal, das es so kein zweites Mal mehr in Deutschland gibt. Hier wurde einst bei hohen Temperaturen Glas produziert. Vom Parkplatz im Wennigser Ortsteil Steinkrug aus sind es nur ein paar Schritte hierher. Dieses Ziel kann man sich aber auch erwandern: Die Zwölf-Kilometer-Tour beginnt im Springer Ortsteil Völksen.
In Völksen waren einst die Steinhauer zu Hause, wie der Name der Straße verrät, die von der S-Bahn-Station allmählich zum Deister führt. Rechts erinnern ein kleiner Platz samt Findling und Sandsteintrog an diesen Beruf und die örtliche Geschichte. Heute hat Völksen eher Bedeutung als Wohngemeinde: Jenseits der lauten Bundesstraße hat man einen fulminanten Blick weit ins Calenberger Land. Nun nehmen Wanderer einen Namen wörtlich und steigen beharrlich auf der Straße „Im Stiege" zum Wald hinauf. Das auf den Kopf gestellte „T" des von Goslar bis Bad Nenndorf führenden Fernwanderwegs ist ihr Begleiter. Außerdem lässt sich die Route in der amtlichen Wanderkarte „Deister" der Landesvermessung und Geobasisinformatin Niedersachsen (LGN) vergleichen. Doch Vorsicht! Die dortige rote Markierung entspricht im weiteren Verlauf des Tages nicht immer den tatsächlichen Gegebenheiten.
Am Waldrand geht es scharf rechts ab und hinter dem letzten Haus an der rotweißen Barriere vorbei auf dem noch breiten Weg weiter. Eine Sitzgruppe mit der Aufschrift „Glück auf" erinnert an den Steinkohlenbergbau. Bald gabelt sich der Weg. Nach links führt er rasch zu einem Abzweig, an dem nach rechts ein Holzschild an schiefem Pfahl nach Bredenbeck und Steinkrug weist. Nun zeigt sich, dass der Ausflug sich nicht unbedingt für die Kinderkarre eignet: Mal geht es über eine Grasnarbe; mal durch feuchte Abschnitte. Quirliger Nachwuchs aber dürfte seine Freude haben: Mit ein wenig Phantasie könnte der hohe Fichtenbestand jetzt glatt als Märchenwald dienen.
Wenn sich der Weg nun wieder gabelt, geht es leicht ansteigend nach links. Hier und da sind zwei verblasste weiße Querbalken als ehemalige Markierung an den Bäumen zu erkennen. Nach gut einem Kilometer zeigt sich wiederum dieses Symbol in Verbindung mit zwei Pfeilspitzen. Nun darf man aber nicht mehr geradeaus wandern, sondern muss sich nach rechts etwas steil abwärts wenden. An der nächsten Kreuzung läuft man einfach weiter geradeaus und wird dabei von der „4" des Wennigser Wanderwegenetzes begleitet. In Höhe Waldparkplatzes lädt eine Schutzhütte etwas versteckt zum Picknick ein.
Der Fahrweg führt an alten Schlackehalden vorbei zum Waldrand. Dort geht es weiter nach rechts. Wenn später die Route mit dem Waldrand nach links abknickt, sollte der „Dreikantige Stein" nicht übersehen werden. Die heute nicht mehr lesbare Inschrift bezeugte den Streit zwischen den Bredenbecker Bauern und dem Gutsherrn Knigge. Dieser ließ im Jahr 1808 Einfriedungen errichten, damit die Einwohner ihre Tiere nicht mehr zum Weiden in den Wald schicken konnten. Vergeblich klagten sie gegen diese Einschränkung, scheiterten aber fünf Jahre später in der Berufung. 1822 erfolgte eine gütliche Einigung: Der Wald blieb in des Gutsherrn Hand; dieser gab ihnen dafür Land zur Bewirtschaftung. Im Wald fanden viele Knigges auch ihre letze Ruhe: Wenn links ein einsames Haus auftaucht, geht es zunächst rechts mit der Radwegmarkierung „Deisterkreisel" in den Wald hinein. Kurz vor dem Tunnel, der die Bundesstraße unterquert, befindet sich rechts etwas abseits der kleine Friedhol mit rund 40 Gräbern.
Jenseits der Schnellstraße bietet ein alte Pferdewechselstation ab 12 Uhr Gelegenheit zur Einkehr. Ein paar Schritt abwärts und dann rechts in den Wald kommt man geradewegs auf das ehemal ge Glashüttengelände. Von 1818 bis 19 ist hier vorwiegend grünes Glas entstaden. So wurden allein 1840 von 20 Arbeitern "280 000 Stück Bouteillen und 27 500 Stroh Medicinglas" produziert. Später verließen auch Tafelglas und Flaschen die Hütte.
Das Rohmaterial und die Baustoffe für die Gebäude kamen aus den nahen „Kniggeschen Stein- und Kalkbrüchen, Steinkohlen-Bergwerken und Forsten". Neben etlichen Gebäuden hat sich der Rauchgaskegel erhalten. In dem 1838 errichteten Turm entstand die für den Schmelzvorgang erforderliche Hitze. Dafür wurden die Eingangstüren zum Kegelraum zeitweilig verschlossen.
Die schon bekannte Markierung mit den weißen Querbalken führt nun noch ein Stück durch den Wald. Wenn sie aber scharf nach links weist, muss man geradeaus gehen. Dann ist nach wenigen Metern eine Infotafel zur wohl aus dem 10. Jahrhundert stammenden Bennigser Burg erreicht. Es lohnt sich, ein paar Schritte ins Innere der Fliehburg zu setzen, die Wälle zu studieren und den gemauerten Ausgang zu betrachten. Hier sind Fundamente freigelegt, und teils rekonstruiert worden.
Leider geht es durch die Burg nicht weiter auf direktem Weg nach Völksen. Man muss zurück bis zur Tafel und dann dem Pfad südlich folgen, der zunächst durch eine Senke führt und dann im Wald auf einen Fahrweg mündet. Dieser nähert sich nach rechts allmählich den Waldrand und führt dann abwärts zum Ort. Nach den ersten Häusern man scharf links abbiegen und an der nächsten Abzweigung (Verkehrsschild: 1,5 Tonnen) wieder links. In Höhe der Kunst- und Begegnungsstätte Hermannshof lässt sich noch einmal eine schöne Aussicht genießen.    Bernd Alrhammer

Mit der S-Bahn (Großraumtarif) bis Völksen. Mit dem Auto über die B 217 nach Völksen und entweder am Bahnhof oder in der Steinhauerstraße (Höhe Sparkasse) parken.